Erde 5.0: 3D-Druck demokratisiert die Wertschöpfung

Können Anbieter aus Entwicklungsländern den Weltmarkt beliefern, ohne eine kostspielige Logistik aufzubauen? Für eine Erde 5.0 lautet die Antwort ganz klar: Ja! Dem Internet der Dinge und dem 3D-Druck sei Dank.

3D-Drucker stehen bislang in Industriebetrieben oder, mehr oder weniger als Spielerei, zuhause bei einigen Digitalfans. Aber das wird nicht so bleiben. Die Geräte werden sich in den kommenden Jahren weiter durchsetzen. Der Gesamtmarkt für 3D-Druck wird je nach Studie und Betrachtungsweise jährlich zwischen 15 und 30 Prozent wachsen. Die International Data Cooperation (IDC) rechnet bis 2021 mit einem weltweiten Marktvolumen von rund 20 Milliarden US-Dollar für Hardware, Software, Materialien und Dienstleistungen im 3D-Druck. Optimistische Schätzungen gehen sogar von einem Marktvolumen von über 400 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 aus. Fest steht: Die Fähigkeit der 3D-Drucker, eine Vielzahl verschiedener Formen und Produkte einfach „printen“ zu können, ist für viele Menschen attraktiv. Ob Bauteile für Flugzeuge, ganze Häuser, Spielzeuge, menschliche Haut oder individuelle Prothesen –der 3D-Druck gewinnt in vielen Branchen massiv an Bedeutung.

3d printing in progress | © fotofabrika | stock.adobe.com

3D-Druck in der Sharing Economy

Unterschätzt wird jedoch ein weiterer Vorteil: Durch den 3D-Druck wird es möglich, Produkte ausschließlich als Datensatz zu denken. Um die Produktion muss sich niemand sorgen. Sie kann auf einem geeigneten 3D-Drucker an jedem Ort der Welt erfolgen. Der Transport über lange Distanzen entfällt, Verkehrswege und Umwelt werden entlastet. Mit dem Internet der Dinge und der Blockchain sind die Voraussetzungen, 3D-Drucker aus der Ferne anzusteuern und den Druckprozess sowie die Bezahlung sicher zu organisieren, längst gegeben.

Meine Prognose ist: Schon bald werden 3D-Druck-Hubs eingerichtet, sowohl für Endverbraucher wie für Unternehmen. Sie müssen also nicht in eigene 3D-Druck-Kapazitäten investieren, sondern teilen sich externe Druckerzentren. Der 3D-Markt wird ein Teil der Sharing Economy. Der Logistikdienstleister DHL hat bereits Pop-up-Stores für den 3D-Druck getestet. Keine Frage: Die Produktion rückt aus den Fabriken an den Kunden heran und wird immer individueller. Für eine kaufverrückte Gesellschaft wie unsere ergeben sich dadurch ganz neue, verlockende Versprechungen eines individualisierten, noch hedonistischen Konsums.

Wertschöpfung für die Dritte Welt

Bedeutsamer ist aber die Aussicht, dass der dezentrale 3D-Druck dazu beiträgt, die Wertschöpfung in den Entwicklungsländern zu verbessern. Wenn 3D-Druck-Hubs demnächst in allen großen Metropolen entstehen, können auch kleine Anbieter aus Entwicklungsländern global erfolgreich sein. Egal, ob sich ein Tourist auf Reisen bei einem Designer ein Kleidungstück aussucht oder eine Bestellung aus dem Internet eingeht – geprintet wird immer nahe des Wohnorts des Kunden. Die Investitionen in Produktion, Lagerhaltung und Versand rund um den Globus entfallen. Anbieter in der Dritten Welt können ohne Kapital, allein mit einem am Computer modulierten Konzept auf den Weltmarkt gehen. Vice versa können Unternehmen in Entwicklungsländern Teile und Materialien selber drucken, zum Beispiel Ersatzteile für Maschinen, und müssen sie nicht über den Weltmarkt beziehen.

Sind das nicht faszinierende Chancen? In diesem Thema steckt viel Phantasie. Fortschritte im 3D-Druck bergen das Potenzial, die Wertschöpfung zu demokratisieren und die Welt ein wenig gerechter zu gestalten.

24/09/2018|Erde 5.0|