Die unbequeme Wahrheit – oder warum Lügen keine kurzen Beine mehr haben …

Unsere Welt ist komplex geworden. Wir leben in einer hoch digitalisierten Welt, in der alles mit allem vernetzt ist. In einer Welt, in der Informationen und Nachrichten – Wahrheit und Lüge – in Sekunden um den Erdball ziehen. Wir leben in einer Welt, in der es kritische Auseinandersetzung und Zeit braucht, um die unterschiedlichen Argumente, Sichtweisen und Positionen, zu verstehen. In einer Welt, in der es viel Meinung und Selbstbewusstsein, aber oft auch wenig wirkliches Wissen gibt. Wir leben in einer Welt, in der sich die Menschen nach Einfachheit und einfachen Wahrheiten sehnen.

Gleichzeitig leben wir in einer Welt von „Fake-News“, „Bots“ und „Fake-Accounts“, in der es Unternehmen, Politiker und Präsidenten gibt, die sich nicht davor scheuen, uns jeden Tag neue Lügen aufzutischen und die Möglichkeiten der sozialen Medien, bis hin zu Wahlmanipulationen, gnadenlos für sich nutzen. 140 Charakter reichen oft aus um ihre Lügen, Unwahrheiten und „Fake-News“ zu verbreiten.

Dann gibt es da aber auch Menschen wie Julian Assange (Gründer WikiLeaks) oder Chelsea Manning, die als sogenannte „Whistleblower“, ungeheuerliche Wahrheiten ans Tageslicht gebracht haben. Sie sitzen fast vergessen in unseren Gefängnissen, weil sie „Geheimnisverrat“ begangen haben, oder vermeintlich gegen aktuelle Gesetzte verstoßen haben.

Warum das so ist? Es liegt in der Natur der Lüge: Sie ist einfach zu verstehen. Die Lüge verfügt meist über eine spannende Dramaturgie. Sie lässt sich bequem in 140 Zeichen vermitteln.

Die Wahrheit ist nicht selten so komplex wie unsere Welt. Sie ist nicht einfach zu erfassen. Oft ist die Wahrheit erschreckend. Man muss mühsam nach ihr suchen. Manchmal reichen selbst mehrere Quellen nicht aus, um alle Argumente zu erfassen.

Somit wird klar – die Wahrheit hat es nicht leicht in einer hoch digitalisierten Welt. Der alte Spruch der Computerspezialisten: „Garbage in – Garbage out!“ gewinnt an Bedeutung, mit steigender Taktfrequenz der Computerchips und steigender Vernetzung.

Denn unsere Computer und das Netz verbreiten auch „Fake-News“ und Unwahrheit im Millisekunden-Takt um den Globus. Wenn Menschen nicht mehr die Kompetenzen besitzen, Wahrheit und Lüge – „Fake-News“ und „News“ zu unterscheiden, dann wirkt dies „Demokratie gefährdend“.

Wir brauchen mehr kritische Medien, mehr Whistleblower, mehr Wissenschaftler, die den Klima- und Evolutions-Leugnern entschieden entgegentreten. Mehr mutige und ernsthaft an der Wahrheit interessierte Journalisten, die für eine offene, freiheitliche und tolerante Informationsgesellschaft kämpfen. Es braucht mehr Neugier und weniger Haltung im Journalismus. Wir brauchen mehr Partizipation aus der Mitte der Gesellschaft.

Klimawandel und die Folgen, Migration und Fluchtursachen, wachsende Ungleichheit, Umweltzerstörung und Artensterben sind keine bequemen Wahrheiten. Sie zu leugnen ist einfach! Sie zu negieren und zu hoffen, wir können weiter machen wie bisher, ist ein wichtiges Grundmotiv der Konservativen, Rückwärtsgewandten und zumeist „Rechten“ in unserer Gesellschaft.

Jetzt gilt es Lüge und Wahrheit voneinander zu trennen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die sozialen Medien von Verschwörungstheorien und Lügen überschwemmt werden, sie unsere Gesellschaft spalten, ohne dass wir der Lüge mit stichhaltigen Argumenten und der Wissenschaft begegnen. Die Zeit zu handeln ist längst jetzt!

Das Netz ist die Infrastruktur unseres zukünftigen Wohlstandes. Daten und Informationen sind ein Großteil unserer zukünftigen Wertschöpfung. Daher müssen wir unbedingt sicherstellen, dass die Qualität der Nachricht und Information, für jeden Bürger einfach zu prüfen ist.

Bildung und Wissen sind der wichtigste Schlüssel einer solchen Entwicklung entgegenzutreten. Wir müssen daher dringend dafür sorgen, dass die Bevölkerung und unsere Kinder über die Medienkompetenz und die sozialen Kompetenzen verfügen, um die Zusammenhänge in einer komplexen Welt zu verstehen, die Dinge zu hinterfragen, und wenn nötig, entschieden für sie einzutreten. Immer daran denken – „Trash-News produziert Trash-Präsidenten.“

30/01/2020|Erde 5.0|